Die Angehörigen des mutmaßlich über Jahre in einem Haus im sauerländischen Attendorn festgehaltenen Mädchens haben nach wie vor nicht mit den Ermittlern über die Vorwürfe gesprochen. «Mutter und Großeltern machen derzeit von ihrem Recht zu schweigen Gebrauch», teilte der Siegener Oberstaatsanwalt Patrick Baron von Grotthuss am Mittwoch mit. «Eine Vorladung ist erfolgt. Zu einer Vernehmung sind die Personen nicht erschienen.» Damit bleiben weiter zentrale Fragen zu den Hintergründen und zum Motiv offen.
Die heute Achtjährige soll von ihrer Mutter und ihren Großeltern beinahe sieben Jahre lang in dem Haus festgehalten worden sein. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen des Verdachts der Freiheitsberaubung und der Misshandlung von Schutzbefohlenen. Gegen weitere Personen werde nicht ermittelt, sagte von Grotthuss auf Nachfrage. Im September wurde die Achtjährige befreit. Der Fall wurde Anfang November durch einen Bericht des «Sauerlandkuriers» öffentlich.
Das Mädchen lebt nun bei einer Pflegefamilie und wurde noch nicht von den Ermittlern befragt. Von Grotthuss hatte am Dienstag betont, man müsse hier behutsam vorgehen.
Die Frau hatte sich im Sommer 2015 aus Attendorn abgemeldet und für sie und ihre Tochter einen neuen Wohnort in Italien angegeben. Nach einem Hinweis eines Ehepaars vom Juli 2022 fanden die Behörden aber heraus, dass das Kind wohl die ganze Zeit über in Attendorn war. Wie von Grotthuss am Mittwoch mitteilte, hat der beschuldigte Großvater italienische Wurzeln. «Es dürfte Verwandtschaft in Italien geben, da von der Kindsmutter angegeben wurde, in deren Nähe ziehen zu wollen», hieß es.
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