Ohne Niclas Füllkrug läuft nichts mehr bei Werder Bremen. Oder zumindest deutlich weniger als an den Tagen, an denen er mal wieder besonders in Erscheinung tritt. 14 Saisontore hat der erfolgreichste Stürmer der Fußball-Bundesliga mittlerweile geschossen. In den Spielen, in denen Füllkrug traf, holten die Bremer 23 ihrer 30 Punkte. So war das auch am Samstag beim 3:0 (2:0)-Heimsieg gegen den VfL Bochum: Das 1:0 in der 29. Minute erzielte der Nationalspieler selbst. Vor dem 3:0 holte er jenen Freistoß heraus, den sein Sturmpartner Marvin Ducksch dann wie einst der Weltfußballer Ronaldinho beim FC Barcelona unter der Mauer hindurch ins Tor schoss (59.).
«Es tut uns gut, dass wir das Spiel heute souverän gewonnen haben. Sonst wäre es nach unten nochmal etwas enger geworden», sagte Füllkrug hinterher bei Sky.
Zu seiner exponierten Stellung bei Werder gehört auch, dass seine Aussagen mittlerweile ein besonderes Gewicht haben. Füllkrug mokierte sich am Samstag ein wenig darüber, dass in Bremen eine Woche lang «etwas Druck erzeugt und die ganze Sache negativ betrachtet wurde». Dabei war es maßgeblich sein Statement nach dem 0:2 in Frankfurt («Wir spielen im Moment mit sehr wenig Mut und Risikobereitschaft»), das diese Unruhe tagelang nährte.
Ob die nun berechtigt oder übertrieben war: Der Aufsteiger Werder hat in dieser Saison die bemerkenswerte Fähigkeit entwickelt, immer zu liefern, wenn er liefern muss. Und immer dann zu gewinnen, wenn er doch noch einmal in den Abstiegskampf hineingezogen zu werden droht. Das war schon im Januar beim 2:1-Sieg gegen den VfL Wolfsburg so und das zeigte sich auch jetzt wieder gegen die allerdings sehr passiven und emotionslosen Bochumer.
«Was die Mannschaft ganz gut kann und auch verinnerlicht hat», sagte Trainer Ole Werner: «Es gibt Dinge, die um einen herum diskutiert und beobachtet werden. Und es gibt Dinge, die man selbst beeinflussen kann. Man muss sich nur auf die Dinge konzentrieren, die man selbst beeinflussen kann. Das hat die Mannschaft diese Woche wieder getan, auch wenn die Woche nicht ganz einfach war.» Und deshalb hätten seine Spieler wieder einmal «auf Rückschläge die richtigen Antworten gefunden».
Für diese Eigenschaft gibt es bei Werder mehrere Gründe. Für einen Aufsteiger hat dieser Club eine sehr stabile Achse aus Profis wie Füllkrug (30), Torwart Jiri Pavlenka (30), Christian Groß im Mittelfeld (34) oder dem diesmal fehlenden Mitchell Weiser (28), die alle in ihrer Karriere schon viel erlebt haben. Sie alle verbinden dazu gemeinsame Erfahrungen, die weit in die vergangene Zweitliga-Saison zurückreichen.
Die Trennung von Werners Vorgänger Markus Anfang, der anfängliche Rückstand im Aufstiegsrennen, der unerwartete Rückschlag kurz vor dem Saisonende gegen Holstein Kiel (2:3 nach 2:0): Nichts von dem hat die Bremer je aus der Ruhe gebracht.
Das habe viel «mit Erfahrung» zu tun, sagte Werner dazu. «Wenn du Dinge häufig machst und damit Erfolg hast, dann erinnert man sich eher daran. Wenn wir jedes Mal ruhig bleiben und dann sieben oder acht Spiele nicht gewinnen würden, denkt der eine oder andere vielleicht: Ist immer ruhig zu bleiben die richtige Idee? Uns hat dieser Weg aber immer dazu gebracht, besser zu werden, uns als Mannschaft zu entwickeln und Herausforderungen zu lösen.»
Elf Punkte Abstand hat Werder jetzt zwischen sich und die Plätze 16 und 17 gebracht. Anders als die Abstiegsmannschaft von 2021 wirkt dieses Bremer Team zu stabil, um sich diesen großen Vorsprung noch einmal nehmen zu lassen.
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