Die Ärztekammer Niedersachsen hat an die künftige Landesregierung appelliert, die Zahl der Medizinstudienplätze deutlich aufzustocken. Die Vorgängerregierung habe Versprechen nicht gehalten, kritisierte die Vize-Präsidentin der Ärztekammer, Marion Charlotte Renneberg. So seien zwar 200 neue Studienplätze geplant, aber die 60 für angehende Landärzte vorgesehenen Plätze seien in dieser Zahl bereits enthalten. «Wir bauen darauf, dass die neue Landesregierung hier nachsteuert und die Zahl der Medizinstudienplätze wirklich ausweitet», sagte Renneberg der Deutschen Presse-Agentur .
Kürzlich hatte auch die Ärztevereinigung Marburger Bund auf den Mangel hingewiesen. «Wir brauchen dringend mehr als 400 zusätzliche Studienplätze für Humanmedizin», sagte ihr Landesvorsitzender Hans Martin Wollenberg. Die aktuelle Situation in den Kliniken gefährde die Patientenversorgung. Nach früheren Angaben der Ärztekammer gehen in Niedersachsen jedes Jahr 1000 Ärztinnen und Ärzte in den Ruhestand, an den drei medizinischen Fakultäten im Land gebe es aber jedes Jahr nur etwa 500 Absolventinnen und Absolventen.
In Niedersachsen ist ein Medizinstudium an der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH), der Universität Göttingen und der Universität Oldenburg möglich. Im Wintersemester 2021/2022 gab es nach Angaben des Wissenschaftsministeriums insgesamt 745 Studienanfängerplätze in der Humanmedizin. Fünf Jahre zuvor seien es nur 598 Plätze gewesen. Gemäß der im März beschlossenen Landarztquote werden 60 Studienplätze für Bewerber reserviert, die sich verpflichten, für mindestens zehn Jahre als Hausarzt in einer unterversorgten Region in Niedersachsen zu arbeiten. Die ersten angehenden Landärzte starten im Wintersemester 2023/2024.
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