16 Jahre nach dem Mord: Mutter von Frauke Liebs bittet Täter um Kontaktaufnahme Carolin Nieder-Entgelmeier Paderborn/Lübbecke. 16 Jahren sind vergangen, seitdem Frauke Liebs ermordet wurde. Für ihre Mutter Ingrid Liebs sind das 16 Jahre, die mit Wut, Ohnmacht und Schmerz begannen, in denen sie sich nichts sehnlicher gewünscht hat, als das der Mörder ihrer Tochter bestraft wird. Doch inzwischen, an der Schwelle zu ihrem 70. Geburtstag, ist nur die Trauer geblieben – und der Wunsch endlich abzuschließen. „Deshalb meine eindringliche Bitte an Sie, den Täter: Nehmen Sie Kontakt zu mir auf, erzählen Sie mir, was geschehen ist!“ Mit diesem bewegenden Appell startet Ingrid Liebs in einem neuen Podcast über den ungelösten Mordfall einen letzten Versuch, um herauszufinden, wie und warum ihre Tochter 2006 in Paderborn verschwand. „Das macht Frauke nicht wieder lebendig, doch dann schließt sich ihr Lebenskreis.“ „Frauke Liebs – die Suche nach dem Mörder“ heißt der Podcast, in dem „Stern“-Redakteur Dominik Stawski Angehörige, Freunde, Unterstützer, Ermittler, Zeugen und andere zu Wort kommen lässt. Erstmals äußert sich auch Frauke Liebs Bruder Frank, der in den Tagen nach ihrem Verschwinden mit ihr telefonieren konnte. Und auch Frauke Liebs' Schwester Karen ist dabei, die bei dem letzten Lebenszeichen ihrer Schwester spürte, dass sie sich verabschieden muss. In den 450 Minuten, die Stawski auf 13 Folgen aufgeteilt hat, kommen die Zuhörer Frauke Liebs Angehörigen sehr nah, denn sie alle geben viel von sich preis. „Ich bin immer wieder erstaunt, dass Fraukes Familie weiter kämpft, obwohl es so schwer für sie ist“, erklärt Stawski, der die Familie seit sieben Jahren begleitet. Der Podcast ist Teil einer Medienkampagne, die den Mordfall wieder in Erinnerung der Öffentlichkeit bringen soll. Bis heute ist unklar, was vor 16 Jahren in den Tagen der Fußball-Weltmeisterschaft mit der damals 21-jährigen Schwesternschülerin passiert ist. „Die offenen Fragen quälen Fraukes Familie und Freunde. Der Täter, aber auch mögliche Mitwisser sollen hören, was das für sie bedeutet“, erklärt Stawski. „Der Paderborner Staatsanwalt Kai Waschkies sagte während der Aufnahmen, dass es das Schlimmste für einen Fall ist, wenn er in Vergessenheit gerät, und genau das wollen wir verhindern.“ Polizei hindert Mutter des Mordopfers an der Akteneinsicht Leicht fällt das der Familie jedoch nicht. „Das ist schwer, aber die vergangenen Jahre haben mir gezeigt, dass ich etwas tun muss, denn sonst wäre der Fall längst zu den Akten gelegt worden“, sagt Ingrid Liebs, die in Lübbecke lebt. Denn während der Ermittlungen kommt es immer wieder zu Versäumnissen der Polizei. „Nach dem Verschwinden von Frauke erkundigte sich die Polizei nicht nach dem Videomaterial des Pubs, in dem sie zuletzt gesehen wurde. Und als Frauke tot aufgefunden wurde, untersuchte die Polizei nicht alle Sachen, die bei ihr gefunden wurden. Erst auf mein Nachfragen wurde das teilweise nachgeholt.“ Ingrid Liebs kritisiert auch, dass die Polizei Hinweisen nicht direkt nachgeht. „Im November 2020 habe ich einen Hinweis an die Polizei weitergeben, doch erst im August 2022 wurde dem nachgegangen und es kam zu Durchsuchungen.“ Zudem erklärt die 69-Jährige, dass sie an der Einsicht der Ermittlungsakte gehindert wird. „Ich habe bislang nur einen Teil der Akte lesen können, obwohl ich die Erlaubnis der Staatsanwaltschaft für alle Unterlagen habe. Doch seit zwei Jahren wird mir der Zugang zur kompletten Akte durch die Polizei Paderborn verwehrt.“ „An einen abgebrühten Mörder glaube ich nicht mehr" Deshalb kämpft Ingrid Liebs weiter und wendet sich in dem Podcast auch direkt an den Täter. „Ich möchte auf Fraukes ganzes Leben zurückblicken können, deshalb brauche ich Gewissheit. Dafür werde ich alles tun.“ Angst vor dem Täter habe sie nicht, sie möchte mit ihm reden. „Anfangs habe ich mir einen abgebrühten Mörder vorgestellt, doch daran glaube ich nicht mehr. Vielleicht ist es doch ein Mensch mit Gewissen, dem damals etwas aus dem Ruder gelaufen ist und der mit seiner Tat nicht gut leben kann.“ Wer Hinweise zum Fall Frauke Liebs als Täter, Mitwisser oder Zeuge hat, kann sich bei der Polizei Bielefeld oder bei Ingrid Liebs melden unter www.frauke-liebs.de

16 Jahre nach dem Mord: Mutter von Frauke Liebs bittet Täter um Kontaktaufnahme

Ingrid Liebs hat 2006 ihre Tochter verloren. Die 69-Jährige wendet sich in einem neuen Podcast an den Mörder ihrer Tochter, um Frieden zu finden. © Marcus Simaitis
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Paderborn/Lübbecke. 16 Jahren sind vergangen, seitdem Frauke Liebs ermordet wurde. Für ihre Mutter Ingrid Liebs sind das 16 Jahre, die mit Wut, Ohnmacht und Schmerz begannen, in denen sie sich nichts sehnlicher gewünscht hat, als das der Mörder ihrer Tochter bestraft wird. Doch inzwischen, an der Schwelle zu ihrem 70. Geburtstag, ist nur die Trauer geblieben – und der Wunsch endlich abzuschließen. „Deshalb meine eindringliche Bitte an Sie, den Täter: Nehmen Sie Kontakt zu mir auf, erzählen Sie mir, was geschehen ist!“ Mit diesem bewegenden Appell startet Ingrid Liebs in einem neuen Podcast über den ungelösten Mordfall einen letzten Versuch, um herauszufinden, wie und warum ihre Tochter 2006 in Paderborn verschwand. „Das macht Frauke nicht wieder lebendig, doch dann schließt sich ihr Lebenskreis.“

„Frauke Liebs – die Suche nach dem Mörder“ heißt der Podcast, in dem „Stern“-Redakteur Dominik Stawski Angehörige, Freunde, Unterstützer, Ermittler, Zeugen und andere zu Wort kommen lässt. Erstmals äußert sich auch Frauke Liebs Bruder Frank, der in den Tagen nach ihrem Verschwinden mit ihr telefonieren konnte. Und auch Frauke Liebs' Schwester Karen ist dabei, die bei dem letzten Lebenszeichen ihrer Schwester spürte, dass sie sich verabschieden muss.

Die 21-jährige Frauke Liebs verschwand 2006 in Paderborn und wurde Monate später tot aufgefunden. - © privat
Die 21-jährige Frauke Liebs verschwand 2006 in Paderborn und wurde Monate später tot aufgefunden. - © privat

In den 450 Minuten, die Stawski auf 13 Folgen aufgeteilt hat, kommen die Zuhörer Frauke Liebs Angehörigen sehr nah, denn sie alle geben viel von sich preis. „Ich bin immer wieder erstaunt, dass Fraukes Familie weiter kämpft, obwohl es so schwer für sie ist“, erklärt Stawski, der die Familie seit sieben Jahren begleitet. Der Podcast ist Teil einer Medienkampagne, die den Mordfall wieder in Erinnerung der Öffentlichkeit bringen soll. Bis heute ist unklar, was vor 16 Jahren in den Tagen der Fußball-Weltmeisterschaft mit der damals 21-jährigen Schwesternschülerin passiert ist. „Die offenen Fragen quälen Fraukes Familie und Freunde. Der Täter, aber auch mögliche Mitwisser sollen hören, was das für sie bedeutet“, erklärt Stawski. „Der Paderborner Staatsanwalt Kai Waschkies sagte während der Aufnahmen, dass es das Schlimmste für einen Fall ist, wenn er in Vergessenheit gerät, und genau das wollen wir verhindern.“

Polizei hindert Mutter des Mordopfers an der Akteneinsicht

"Stern"-Redakteur Dominik Stawski begleitet Familie Liebs seit sieben Jahren und hat einen Podcast zum Mordfall veröffentlicht. - © Ivy Haase
"Stern"-Redakteur Dominik Stawski begleitet Familie Liebs seit sieben Jahren und hat einen Podcast zum Mordfall veröffentlicht. - © Ivy Haase

Leicht fällt das der Familie jedoch nicht. „Das ist schwer, aber die vergangenen Jahre haben mir gezeigt, dass ich etwas tun muss, denn sonst wäre der Fall längst zu den Akten gelegt worden“, sagt Ingrid Liebs, die in Lübbecke lebt. Denn während der Ermittlungen kommt es immer wieder zu Versäumnissen der Polizei. „Nach dem Verschwinden von Frauke erkundigte sich die Polizei nicht nach dem Videomaterial des Pubs, in dem sie zuletzt gesehen wurde. Und als Frauke tot aufgefunden wurde, untersuchte die Polizei nicht alle Sachen, die bei ihr gefunden wurden. Erst auf mein Nachfragen wurde das teilweise nachgeholt.“

Ingrid Liebs kritisiert auch, dass die Polizei Hinweisen nicht direkt nachgeht. „Im November 2020 habe ich einen Hinweis an die Polizei weitergeben, doch erst im August 2022 wurde dem nachgegangen und es kam zu Durchsuchungen.“ Zudem erklärt die 69-Jährige, dass sie an der Einsicht der Ermittlungsakte gehindert wird. „Ich habe bislang nur einen Teil der Akte lesen können, obwohl ich die Erlaubnis der Staatsanwaltschaft für alle Unterlagen habe. Doch seit zwei Jahren wird mir der Zugang zur kompletten Akte durch die Polizei Paderborn verwehrt.“

„An einen abgebrühten Mörder glaube ich nicht mehr"

Deshalb kämpft Ingrid Liebs weiter und wendet sich in dem Podcast auch direkt an den Täter. „Ich möchte auf Fraukes ganzes Leben zurückblicken können, deshalb brauche ich Gewissheit. Dafür werde ich alles tun.“ Angst vor dem Täter habe sie nicht, sie möchte mit ihm reden. „Anfangs habe ich mir einen abgebrühten Mörder vorgestellt, doch daran glaube ich nicht mehr. Vielleicht ist es doch ein Mensch mit Gewissen, dem damals etwas aus dem Ruder gelaufen ist und der mit seiner Tat nicht gut leben kann.“

Wer Hinweise zum Fall Frauke Liebs als Täter, Mitwisser oder Zeuge hat, kann sich bei der Polizei Bielefeld oder bei Ingrid Liebs melden unter www.frauke-liebs.de

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