Porta Westfalica-Barkhausen. Vielleicht war es die Schnapsidee zweier älterer Herren, vielleicht der Wunsch, sich sinnvoll zu beschäftigen – herausgekommen ist am Ende ein Film, der nicht nur für Besucher der Region lohnt, sondern auch für Menschen, die sich auf dem Kamm des Wiehengebirges auskennen. Gemeinsam mit seinem Freund und begeisterten Filmer Erwin Wieschollek hatte sich der gebürtige Barkhauser Robert Kauffeld im vergangenen Jahr auf den Weg gemacht, um die Sehenswürdigkeiten auf dem Bergkamm zwischen Kreuzkirche und Denkmal zu filmen. Die Fertigstellung des Films, der nun auf dem Youtube-Kanal des Mindener Tageblatts zu sehen ist, erlebte Wieschollek nicht mehr: Er starb im Januar 2021 mit 73 Jahren nach kurzer schwerer Krankheit.
Etwa ein Jahr zuvor hatte der 88-jährige Kauffeld, seines Zeichens ältester Freier Mitarbeiter der MT-Redaktion einen Artikel über Wiescholleks Zusammenarbeit mit dem Naturfilmer Sigurd Tesche und seine Mitarbeit an Unterwasserfilmen berichtet. Rund um diese Berichterstattung war bei den beiden Senioren der Gedanke gereift, gemeinsam einen Film über die heimischen Sehenswürdigkeiten zu machen. „Ich hatte ja schon vorher Bücher über Barkhausen geschrieben und habe mich gefragt, was man da noch machen kann", erzählt Kauffeld. Im Gespräch mit Wieschollek seien sie dann auf den Gedanken gekommen, den Kammweg ins Auge zu fassen. „Ein paar Tage später rief Erwin dann an und sagte: Du, Robert, das Wetter ist schön, wir müssen los."
Wenig später waren die beiden dann auf dem Kammweg unterwegs, mit seiner semiprofessionellen Kamera filmte Wieschollek unter anderem die Wittekindsburg, den Moltketurm und die Kreuzkirche. Kauffeld lieferte vor Ort erste Texte. Insgesamt zwei Tage waren die beiden unterwegs doch nicht alle Aufnahmen, die sie sich vorgenommen hatten, waren im Kasten. Als sich Wiescholleks Gesundheitszustand dann verschlechterte, meldete er sich wieder bei seinem Freund. „Er hat mir dann das Rohmaterial rechtzeitig gegeben, als er gemerkt hat, dass es mit ihm zu Ende geht."
Doch was sollte nun mit dem Material geschehen? „Ich hatte von Filmbearbeitung ja keine Ahnung", sagt Kauffeld. Andererseits hatte er in seinem Leben immer wieder neues gelernt, ob es Amateurfunk oder Hochseenavigation war. „Ich hab dann erst gedacht, kannst du dir das zutrauen?" Aber dann gab er sich einen Ruck, kaufte sich eine Videoschnitt-Software und legte los.
Es dauerte etwas, bis er sich in die Steuerung des Programms eingearbeitet hatte und unter anderem über Youtube-Videos den richtigen Umgang mit mit der Software lernte. „Und dann merkt man ja auch, dass viele Sachen wie Überblendungen und so Blödsinn sind – da sieht ein Film schlechter mit aus, als wenn man das alles weglässt."
Allerdings ist nicht immer weniger mehr – und so stellte der 88-Jährige bald fest, dass er nicht nur die fehlenden Aufnahmen vom Kaiser-Wilhelm-Denkmal filmen musste sondern dass auch Schnittbilder zum Beispiel von den Drachenfliegern an der Wittekindsburg oder aus dem inneren der Margarethen-Kapelle fehlten. „Zum Glück hatte ich von einigen Sachen Fotos in meinem privaten Fotoarchiv", erzählt er. Für andere Aufnahmen spannte er dann seinen Sohn Björn und dessen Kamera ein: Gemeinsam machten sich die beiden auf den Weg, um die fehlenden Aufnahmen für den Film zu produzieren.
Einige Wochen war er dann mit dem Videoschnitt und dem Nachvertonen beschäftigt. Nicht alle auf dem Berg direkt aufgenommenen Kommentare ließen sich so verwenden, wie es ursprünglich gedacht war, also sprach Kauffeld viele Texte neu ein, die er gemeinsam mit dem Barkhauser Ortschronisten Dr. Fritz W. Franzmeyer erarbeitete. Zu sehen ist der etwa 20-minütige Film auf MT.de, der Youtube-Seite des Mindener Tageblatts und auf pw-barkhausen.de. Die Seite wird derzeit neu gestaltet.
„Mit dem Film wollen wir Interessierten jetzt die Möglichkeit geben, sich über einen Teil der vielen Sehenswürdigkeiten zu informieren, die diese Landschaft bietet", sagt Kauffeld. Und nennt dann noch einen Grund, für die viele Arbeit, die er sich mit dem Projekt gemacht hat: „Ich freue mich, dass ich noch etwas tun kann, woran ich Spaß habe – und woran andere vielleicht nun auch Spaß haben."
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