US-Amerikaner Shepherd widmet sich in Dissertation KZ-Außenstellen in Porta Westfalica Eine Doktorarbeit gegen das Vergessen Von Carsten Korfesmeyer Porta Westfalica-Barkhausen (mt). Es ist ein Thema, über das im Ort heute noch gerne geschwiegen wird: die Rolle Barkhausens als KZ-Außenstelle. Ein US-Amerikaner widmet sich dem Thema in seiner Doktorarbeit. Drei Tage hat sich Ammon Shepherd in Porta aufgehalten. Er hat mit Zeitzeugen und Geschichtskennern gesprochen - und hat am Beispiel Barkhausens erfahren, wie das Nazi-Regime die Menschen nach dem Prinzip "Vernichtung durch Arbeit" ermordet hat.Die Gräueltaten geben aber auch Anlass dazu, dass man auch heute noch darüber spricht. Dass sich ein junger Amerikaner mit der sehr sensiblen Thematik beschäftigt, beeindruckt unter anderem Kreisheimatpfleger Dr. Gerhard Franke. Gemeinsam mit Ammon Shepherd besichtigte er den Stolleneingang hinter dem Barkhauser Schützenhaus, der mittlerweile von Sträuchern fast verdeckt ist. Bis zu 8000 Menschen unterschiedlichster Nationen sollen in den Rüstungsbetrieben beschäftigt gewesen. Knapp 70 Jahre später erinnert kaum noch etwas daran."Ich schreibe meine Doktorarbeit auch deshalb, damit dieser Teil der Geschichte nicht vergessen wird", sagt der Amerikaner, der sich zwar noch am Anfang seiner Forschungsarbeit befindet, bei früheren Besuchen jedoch schon viel über die Zeit der Nazi-Herrschaft erfahren hat. Und der Umgang mit ideologisch Andersdenkenden sowie rassistisch unerwünschten Personen hat ihn tief betroffen gemacht. "So sehr, dass ich das am Beispiel der Rüstungsbetriebe unbedingt aufarbeiten will."Viele Zugänge sind versperrtAmmon Shepherd, der als Mormone in Deutschland über eine längere Zeit Missionsarbeit geleistet hat, mag Land und Leute. "In den USA hat Deutschland mittlerweile wieder einen sehr guten Ruf", sagt er. Das schwärzeste Kapitel deutscher Geschichte verbindet Ammon Shepherd zwar nicht mit dem Deutschland der Gegenwart, allerdings: Als er am Stolleneingang steht, ist ihm deutlich anzumerken, wie nahe ihm die Schicksale der Nazi-Opfer gehen.Der angehende Doktor informiert sich nicht nur in Barkhausen, sondern auch an anderen Stellen in Porta Westfalica über die Zeit der KZ-Außenlager. "Leider sind die Möglichkeiten sehr begrenzt", sagt der Kreisheimatpfleger, denn die Zugänge sind größtenteils versperrt.Fotos und Akten liegen in Washingtoner MuseumDiese Tatsache führt bei Ammon Shepherd zu der Überlegung, ob das der richtige Weg sei, mit diesen historisch bedeutsamen Orten umzugehen. Wären sie zugänglich, wäre das ein Schritt gegen das Vergessen. Besonders deshalb, weil im Militärmuseum von Washington umfangreiches Foto- und Aktenmaterial von den ehemaligen Inneneinrichtungen vorhanden sein soll. Franke schließt nicht aus, dass sich damit "möglicherweise viel Licht in das Dunkel der Stollen bringen lässt".Inzwischen ist Ammon Shepherd zurück in den USA. Dass er noch einige Male nach Deutschland kommen will, hat er bereits angekündigt. Und er will seinen Landsleuten auch einiges über Ostwestfalen-Lippe und Norddeutschland erzählen. "Bei uns denken leider immer noch viele Menschen, dass Deutschland nur aus Bayern besteht."

US-Amerikaner Shepherd widmet sich in Dissertation KZ-Außenstellen in Porta Westfalica

Porta Westfalica-Barkhausen (mt). Es ist ein Thema, über das im Ort heute noch gerne geschwiegen wird: die Rolle Barkhausens als KZ-Außenstelle. Ein US-Amerikaner widmet sich dem Thema in seiner Doktorarbeit.

Eine Doktorarbeit gegen das Vergessen - © PORTA
Eine Doktorarbeit gegen das Vergessen - © PORTA

Drei Tage hat sich Ammon Shepherd in Porta aufgehalten. Er hat mit Zeitzeugen und Geschichtskennern gesprochen - und hat am Beispiel Barkhausens erfahren, wie das Nazi-Regime die Menschen nach dem Prinzip "Vernichtung durch Arbeit" ermordet hat.

Die Gräueltaten geben aber auch Anlass dazu, dass man auch heute noch darüber spricht. Dass sich ein junger Amerikaner mit der sehr sensiblen Thematik beschäftigt, beeindruckt unter anderem Kreisheimatpfleger Dr. Gerhard Franke. Gemeinsam mit Ammon Shepherd besichtigte er den Stolleneingang hinter dem Barkhauser Schützenhaus, der mittlerweile von Sträuchern fast verdeckt ist. Bis zu 8000 Menschen unterschiedlichster Nationen sollen in den Rüstungsbetrieben beschäftigt gewesen. Knapp 70 Jahre später erinnert kaum noch etwas daran.

Kreisheimatpfleger Dr. Gerhard Franke (v.l.), Ammon Shepherd und Schützenvereinsvorsitzender Norbert Krause besichtigen den Eingang zum von Sträuchern verdeckten Stollen der ehemaligen KZ-Außenstelle. Er liegt direkt hinter dem Schützenhaus. - © MT-Foto: Carsten Korfesmeyer
Kreisheimatpfleger Dr. Gerhard Franke (v.l.), Ammon Shepherd und Schützenvereinsvorsitzender Norbert Krause besichtigen den Eingang zum von Sträuchern verdeckten Stollen der ehemaligen KZ-Außenstelle. Er liegt direkt hinter dem Schützenhaus. - © MT-Foto: Carsten Korfesmeyer

"Ich schreibe meine Doktorarbeit auch deshalb, damit dieser Teil der Geschichte nicht vergessen wird", sagt der Amerikaner, der sich zwar noch am Anfang seiner Forschungsarbeit befindet, bei früheren Besuchen jedoch schon viel über die Zeit der Nazi-Herrschaft erfahren hat. Und der Umgang mit ideologisch Andersdenkenden sowie rassistisch unerwünschten Personen hat ihn tief betroffen gemacht. "So sehr, dass ich das am Beispiel der Rüstungsbetriebe unbedingt aufarbeiten will."

Viele Zugänge sind versperrt

Ammon Shepherd, der als Mormone in Deutschland über eine längere Zeit Missionsarbeit geleistet hat, mag Land und Leute. "In den USA hat Deutschland mittlerweile wieder einen sehr guten Ruf", sagt er. Das schwärzeste Kapitel deutscher Geschichte verbindet Ammon Shepherd zwar nicht mit dem Deutschland der Gegenwart, allerdings: Als er am Stolleneingang steht, ist ihm deutlich anzumerken, wie nahe ihm die Schicksale der Nazi-Opfer gehen.

Der angehende Doktor informiert sich nicht nur in Barkhausen, sondern auch an anderen Stellen in Porta Westfalica über die Zeit der KZ-Außenlager. "Leider sind die Möglichkeiten sehr begrenzt", sagt der Kreisheimatpfleger, denn die Zugänge sind größtenteils versperrt.

Fotos und Akten liegen in Washingtoner Museum

Diese Tatsache führt bei Ammon Shepherd zu der Überlegung, ob das der richtige Weg sei, mit diesen historisch bedeutsamen Orten umzugehen. Wären sie zugänglich, wäre das ein Schritt gegen das Vergessen. Besonders deshalb, weil im Militärmuseum von Washington umfangreiches Foto- und Aktenmaterial von den ehemaligen Inneneinrichtungen vorhanden sein soll. Franke schließt nicht aus, dass sich damit "möglicherweise viel Licht in das Dunkel der Stollen bringen lässt".

Inzwischen ist Ammon Shepherd zurück in den USA. Dass er noch einige Male nach Deutschland kommen will, hat er bereits angekündigt. Und er will seinen Landsleuten auch einiges über Ostwestfalen-Lippe und Norddeutschland erzählen. "Bei uns denken leider immer noch viele Menschen, dass Deutschland nur aus Bayern besteht."

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