Die neue Leichtigkeit: Kerstin Saak nimmt in zehn Monaten mehr als 70 Kilo ab

Petershagen-Meßlingen. Wenn Kerstin Saak heute 50 wird, ist das für sie nur eine Zahl. Denn in Wahrheit fühlt sie sich wie 30, sagt sie und lacht. Die Meßlingerin hat in zehn Monaten ihr Gewicht halbiert – und mit mehr als 70 Kilo weniger sei sie ein neuer Mensch. Am wichtigsten aber sei, dass sie ihre Krankheiten überwunden hat. Nun möchte sie anderen Mut machen.

In der Kindheit ganz aktiv Die Teilnahme am Volkstriathlon im Sommerbad im Juli war vorerst die Krönung ihrer neuen Fitness, auch beim Mindener Volkslauf Ende August ist Kerstin Saak dabei, außerdem plant sie, bei einem Halbmarathon mitzumachen. Das alles war vor zwei Jahren noch unvorstellbar, denn damals wog sie 144 Kilogramm. &bdquo;Dabei war ich ein aktives Kind“, blickt sie zurück. Die junge Kerstin spielte Fußball in ihrem Heimatort Vlotho, ging ins Schwimmbad, legte alle Wege mit dem Fahrrad zurück. Das änderte sich, als sie mit 18 Jahren ein Kind bekam. In der Schwangerschaft hatte sie 25 Kilogramm zugenommen, die wurde sie nun nicht mehr los. Und es wurden immer mehr.

Der Tiefpunkt Mitte 2020 Mit gesunder Ernährung hatte sie sich nie beschäftigt, die Mutterrolle beanspruchte sie, &bdquo;ich hatte doch von allem keine Ahnung“, sagt sie rückblickend. Sie bekam Schilddrüsenprobleme, hohen Blutdruck, nahm Medikamente und an Gewicht weiter zu. Irgendwann war sie überhaupt nicht mehr belastbar, an Sport nicht zu denken. Mitte 2020 dann der Tiefpunkt. Sie erlitt einen Bandscheibenvorfall, hatte Probleme mit der Halswirbelsäule, verletzte sich das Sprunggelenk. Eine Operation sei nur möglich, wenn sie mindestens 30 Kilogramm abnehmen würde, hieß es von Seiten des Arztes. &bdquo;Das schaff ich nie“, war ihr erster Gedanke. Der zweite: Und wenn doch? Diäten hatte sie zwischendurch immer mal wieder gemacht, dabei nahm sie zum Teil 15 bis 45 Kilogramm ab, dann setzte der Jojo-Effekt ein.

Kein Wunder, sagt ihr Fitnesstrainer Imed Toufahi aus Porta Westfalica. Es sei medizinisch bewiesen, dass Diäten keinen Erfolg haben. &bdquo;Du kannst nicht gegen deinen Körper kämpfen“, sagt der Physiotherapeut und Gesundheitswissenschaftler. Er setzt auf ein ganzheitliches Präventions- und Gesundheitskonzept mit medizinischem Training, Figurcoaching und Körperwahrnehmungsschulung. &bdquo;Dabei lernte ich, dass Bewegung und Körperwahrnehmung das Wichtigste für das gesunde Abnehmen sind“, sagt Kerstin Saak. Sie musste verinnerlichen, wirklich nur zu essen, wenn sie Hunger hatte. Die Petershägerin beschäftigte sich mit dem Thema Ernährung, verzichtete auf künstliche Geschmacksverstärker, Nahrungsergänzungsmittel und Abnehmshakes.

Spaß an Bewegung im Vordergrund Bei der Bewegung stehe der Spaß im Vordergrund – sonst bleibt man nicht dabei, weiß Toufahi. Mit dem hohen Gewicht war zunächst nur wenig möglich, lediglich kleine Einheiten auf dem Laufband, doch Kerstin Saak steigerte sich, bis sie schließlich drei Stunden Sport am Tag machte. &bdquo;Und ich wollte immer mehr.“ Sie begann mit dem Joggen in freier Natur, schwamm im Sommerbad – die bewegte Kerstin aus ihrer Kindheit war zurück. &bdquo;Das hat mich motiviert.“ Sie baute gezielt Muskulatur auf, sodass keine Hautstraffung nötig war.

Nach und nach veränderte sich die Meßlingerin auch optisch. Nicht nur, dass sie heute neun Kleidergrößen weniger benötigt – ihre Kleidung zeigt auch, wie es ihr innerlich geht. Früher habe sie sich hinter dunkler Kleidung versteckt, die Haare schwarz gefärbt. Heute sieht sie ihren Körper als wertvoll an, liebt knallige Farben und trägt ihr Haar blond. Kurz: Sie möchte gesehen werden. &bdquo;Manchmal gucke ich in den Spiegel und denke: Wow, das bin ja ich.“

Unterstützt habe sie dabei ihre Familie. Schließlich habe sie viel Zeit und Kraft investiert. Wille und Disziplin gehörten aber auch dazu. Ihr Weg hat sie so beflügelt, dass sie sich auch beruflich dem Sport verschrieb und ihre Fitnesstrainerlizenz erwarb. Sport gehört selbstverständlich zu ihrem Leben dazu. Aufwachen, Kaffee trinken, loslaufen ins nahe Heisterholz, so beginnt sie oft ihren Tag. Mit moderatem Training hält sie aktuell ihr Gewicht, dabei isst sie alles, was ihr schmeckt, auch Pizza und Schokolade. Das Essen genießen und nur zu essen, bis sie satt ist, diesen Rat ihres Therapeuten beherzigt sie weiterhin.

Gesundheitliche Probleme verschwunden Heute sind ihre gesundheitlichen Probleme verschwunden, der Stoffwechsel ist ausgeglichen, die OP des Sprunggelenks war nicht nötig. Sie sei ein anderer Mensch geworden, sagt Kerstin Saak. Denn ihr Werdegang ist viel mehr als die Geschichte einer extremen Gewichtsreduktion – es ist der Start in ein neues Leben. Ein Leben, in dem sie ihre Schüchternheit abgelegt hat und ruhiger und ausgeglichener ist. Das verdanke sie dem Sport, ihrem Lebenselixier, wie sie es nennt.

Das Glücksgefühl, als sie nach dem Triathlon ins Ziel einlief, sei unbeschreiblich gewesen. 1.46.43 Stunde brauchte sie für 500 Meter Schwimmen, 20 Kilometer Radfahren und sechs Kilometer Laufen. Diese Zeiten reichten für Platz 9 – für den Fanclub, der sie anfeuerte, war sie jedoch die Nummer 1. Ihr Ehrgeiz ist geweckt: &bdquo;Ich mache weiter.“