Das Coronavirus mutiert weiter. Seit Mitte Juni herrscht in Deutschland die Omikron-Variante BA.5 vor. Ihr Anteil liegt laut jüngstem Wochenbericht des Robert-Koch-Instituts bei 96 Prozent. Die Angaben vom 20. Oktober hinken jedoch hinterher und beziehen sich jeweils auf die vorvergangene Woche.
Doch es sind bereits neue Sublinien von BA.5 am Start, darunter BQ.1.1. Auf Twitter wird diese Mutante oft als "Cerberus" bezeichnet, nach dem Höllenhund aus der griechischen Mythologie. Was wissen wir über sie?
Was sagt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) zu BQ. 1.1 ?
Die WHO erklärt, dass BQ.1.1 eine von 300 Subvarianten sei, die beobachtet werde.
Verbreitung der Omikron-Variante in Deutschland
"Noch selten, aber zunehmend in Deutschland nachgewiesen", heißt es vom Robert-Koch-Institut im Wochenbericht vom 20. Oktober zu den BA.5-Sublinien BQ.1 und BQ.1.1. Die Geschwindigkeit, mit der sich BQ.1.1 verbreitet, beunruhigt Experten. So sprach der US-Immunologe Anthony Fauci am 14. Oktober im Sender "CBS News" von einer "rasanten Verdopplungszeit".
Laut Center for Disease Control and Prevention waren BQ.1.1 und BQ.1 Mitte Oktober in den USA für mehr als 11 Prozent der Covid-Infektionen verantwortlich - einen Monat zuvor waren es noch weniger als ein Prozent gewesen. "BQ.1.1 könnte schon ab dem 10. November hierzulande dominieren, prognostiziert der Datenspezialist Moritz Gerstung vom Deutschen Krebsforschungszentrum laut "Deutschlandfunk". Ganz sicher ist das allerdings nicht. Denn es sind auch noch andere Varianten am Start, die Immunflucht zum Beispiel BA.2.75.2, eine Untervariante der BA.2-Variante.
Warum stehen Varianten unter Beobachtung?
Manche Varianten weisen ein derart verändertes Erbgut auf, dass sie Antikörpern von Geimpften und Genesenen besser entgehen können als die bisher vorherrschenden Varianten. Dadurch könnten sie sich schneller verbreiten. Diese sogenannte Immunflucht bedeutet aber nicht, dass zwangsläufig auch die Krankheitsverläufe wieder schwerer werden und man quasi am Beginn einer neuen Pandemie steht.
Ist BQ.1.1 ansteckender als andere Varianten?
Es gibt Anzeichen, dass BQ.1.1 Antikörper im Blut besonders effektiv umgeht. Damit wäre sie selbst bei Geimpften, Geboosterten und Genesenen relativ ansteckend. Die Immunologin Christine Falk erklärt, dass die Mutationen von BQ.1.1 zwar auf eine möglicherweise effektivere Ansteckung schließen ließen, aber nicht auf ein Unterlaufen aller Abwehrlinien. Allein auf das Spike-Protein bezogen gebe es keine Hinweise auf eine Veränderung der Krankheitslast. Das Spike-Protein ist die Stelle, mit der das Virus menschliche Zellen entert.
Auch die Virologin Jana Schroeder erklärte gegenüber dem "Deutschlandfunk", dass die Immunfluchtvariante BQ.1.1 einen Teil des Immunsystems wohl nicht umgehe: „Die B- und T-Zell-Immunität, also die zelluläre Immunität. Da ist die Chance sehr groß, dass die auch längerfristig und ziemlich variantenstabil bestehen bleibt", sagte sie. Das bedeutet: Der Schutz vor schwerer Erkrankung und Tod dürfte laut Immunologen bei immungesunden Menschen mit den empfohlenen Impfungen in der Regel standhalten.
Welche Impfungen werden empfohlen?
Das RKI betont weiterhin die Bedeutung der Impfung zum Schutz vor schweren Infektionsverläufen und weist auf die Empfehlung der Ständigen Impfkommission hin, Booster-Impfungen bevorzugt mit einem Varianten-angepassten Impfstoff vorzunehmen. Egal welche Variante komme: Die WHO beschwört wie immer, dass es Werkzeuge gebe, um mit dem Virus umzugehen. Diese müssten nur angewendet werden: zum Beispiel mehr impfen, Maske tragen, wo nötig, Abstand halten, lüften. (groe/dpa)
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