Freudenberg/Koblenz (dpa/AFP). Nach der Tötung der zwölfjährigen Luise aus dem siegerländischen Freudenberg stehen zwei Mädchen aus dem Bekanntenkreis unter Tatverdacht. Nach Informationen der Staatsanwaltschaft sind sie 12 und 13 Jahre alt und damit nicht strafmündig.
Die Obduktion der Leiche ergab: Das Opfer wurde erstochen. Die Mädchen sollen Luise mit "zahlreichen Messerstichen" getötet haben, sagte Oberstaatsanwalt Mario Mannweiler am Dienstag. Sie sei in der Folge verblutet. Sie war am Sonntag tot in der Nähe eines Radweges auf rheinland-pfälzischem Gebiet unmittelbar an der Landesgrenze zu Nordrhein-Westfalen gefunden worden.
Laut Mannweiler wurden die beiden Tatverdächtigen in die Obhut des Jugendamts übergeben. Wegen ihres kindlichen Alters und der Strafunmündigkeit könnten keine näheren Angaben zum Tathergang, zum Verhalten vor und nach der Tat sowie zum Aufenthaltsort gemacht werden. Den minderjährigen mutmaßlichen Täterinnen drohe keine Strafe, sagte Mannweiler. Das heiße aber nicht, dass „jetzt nichts gemacht werde", betonte er. „Wir legen diesen Fall jetzt in die Hände der Jugendbehörden." Auch zum Motiv in dem Fall schwiegen die Ermittler. Das Thema sei jedoch komplex, das Motiv müsse am Alter der Verdächtigen gemessen werden. "Was für ein Kind ein mögliches Motiv wäre, würde sich Erwachsenen völlig verschließen", sagte Mannweiler.
Ermittler: Kinder haben gestanden
Den Ermittlern zufolge gestanden die beiden Mädchen die Tat. Sie seien den Behörden zuvor nicht bekannt gewesen. Nach ihrer ersten Anhörung seien Widersprüche aufgetaucht. Daraufhin seien sie am Montag erneut befragt worden. Dabei hätten sie die Tat eingeräumt.
Am Dienstagvormittag suchte die Polizei noch einmal rund um den Fundort der Leiche nach Hinweisen. Gut 30 Beamte waren an der Suche beteiligt, sagte ein Sprecher. Die Tatwaffe ist bislang nicht gefunden worden, sagten die Ermittler bei der Pressekonferenz. Es sei auch nicht bekannt, ob es sich um eine oder mehrere Waffen handele.
Von Eltern als vermisst gemeldet
Das Kind war zuletzt am Samstag gegen 17.30 Uhr in Freudenberg gesehen worden, als es nach dem Besuch einer Freundin zu Fuß den Heimweg antrat. Als die Zwölfjährige nicht nach Hause kam, meldeten die Eltern sie als vermisst. Noch am Abend begannen Polizei und Feuerwehr daraufhin mit der Suche.
Unklar ist weiterhin, wieso das tote Mädchen nicht auf dem Heimweg von der Freundin in Richtung Freudenberger Innenstadt, sondern in entgegengesetzter Richtung und damit auf rheinland-pfälzischem Gebiet gefunden wurde.
Wüst: "Höhepunkt der Gewalt Minderjähriger"
Die Ermittler zeigten sich angesichts der Tat erschüttert. "Nach 40 Jahren im Polizeidienst gibt es immer noch Ereignisse, die uns sprachlos machen", sagte Polizeivizepräsident Jürgen Süß. Auch Mannweiler zeigte sich bewegt. "Die Tat an sich ist sehr außergewöhnlich und erschütternd für uns", sagte er.
Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) zeigte sich ebenfalls bestürzt über die Tat. "Es ist unvorstellbar und kaum auszuhalten, dass Kinder zu solchen Taten fähig sein sollen", sagte Wüst am Dienstag in Düsseldorf. Die geschilderten Details ließen "fassungslos zurück". "Meine Gedanken und Gebete sind bei der Familie von Luise."
Seit einigen Jahren gebe es eine beunruhigende Zunahme von Straf- und Gewalttaten durch Jugendliche, auch durch Kinder unter 14 Jahren, sagte Wüst weiter. "Nach allem, was wir wissen, ist diese Tat ein zutiefst verstörender Höhepunkt der Gewalt von Minderjährigen." Die Ursachen dieser Entwicklung müssten untersucht und Präventionsarbeit geleistet werden.
Texte und Fotos von MT.de sind urheberrechtlich geschützt.
Weiterverwendung nur mit Genehmigung der Chefredaktion.