Minden (mt). Den Mühlenkreis erreichen Abzockschreiben einer angeblichen Kanzlei für Forderungsmanagement. So erhielt auch ein Mindener Rentner mehrmals eine Forderung in Zusammenhang mit einer Lotterie. Auf ein bulgarisches Konto sollte er rund 140 Euro überweisen. Wer nicht zahlt, muss sich sogar auf einen Anruf gefasst machen. Verbraucherschützer nehmen jetzt die Spur des Unbekannten auf.

"Trotz zahlreicher Mahnungen haben Sie die oben genannte Forderung noch nicht ausgeglichen", behauptet der Absender der Schreiben, angeblich ein Rechtsanwaltsbüro "Georg Wohlfahrt & Partner". Es gibt vor, für ein Gewinnspielunternehmen tätig zu sein. Nach Ermittlungen von Verbraucherschützern gibt es die angegebene Lotteriegesellschaft tatsächlich in Österreich. Das Büro indes, das angeblich ein Mahn- und Vollstreckungsverfahren betreiben will und nun mit Pfändung droht, versteckt sich hinter einer undurchsichtigen Identität.
Angegeben hat der Absender als Postanschrift die Bredenyer Straße 2B in Essen. Als Bankverbindung wird ein Institut in Spanien vorgegaukelt. Doch unter dem Namen Georg Wohlfahrt soll letztendlich das Geld über eine Auslandsbankverbindung nach Bulgarien überwiesen werden - 136,38 Euro beinhaltet die Forderung.
"Ich weiß nicht, weshalb ich angeschrieben wurde", erklärt ein Mindener Rentner, der vor einigen Tagen die sonderbare Post erhalten hatte. Das Schreiben des angeblichen Rechtsanwaltsbüros Georg Wohlfahrt & Partner habe er bereits mehrfach bekommen.
Keine Adresse eingetragen
Kein Einzelfall. Laut Ursula Thielemann von der Verbraucherberatung für den Kreis Minden-Lübbecke habe es in den vergangenen Tagen mehrere Anfragen wegen Wohlfahrts-Post gegeben. "Auf keinen Fall sollten Verbraucher darauf eingehen und das Geld bezahlen", rät sie. "Wenn der Betrag überwiesen wird, ist er für immer weg." Dies sei eigentlich auch ein Fall für staatsanwaltliche Ermittlungen.
Auch aus Bünde berichten Medien bereits von Verbrauchern, die der mutmaßliche Inkassoanwalt um Geld erleichtern will. Und der Verbraucherdienst e. V. in Essen - ein ebenfalls im Verbraucherschutz tätiger Verein - zieht bereits Erkundigungen gegen den Urheber der Post ein. Weder gebe es einen Eintrag im Telefonbuch von der angegeben Sozietät, so die Vorsitzende Aline Krause gegenüber dem MT. Noch existiere eine Webseite der Kanzlei. "In der kommenden Woche wollen wir vor Ort in der Bredenyer Straße recherchieren." Gegebenenfalls werde dazu ein Videobeitrag in einem sozialen Netzwerk veröffentlicht.
Bereits vor acht Wochen seien Georg Wohlfahrt & Partner aktiv geworden, erklärt Aline Krause. Mittlerweile habe es dazu in ihrer Einrichtung 40 Beratungsfälle gegeben. "Die Absender verschicken nach unseren Erkenntnissen bundesweit ihre Schreiben in großer Stückzahl." Und dies hätten sie offenbar in den vergangenen Tagen immer noch fortsetzen können. "Nachdem wir die Essener Anschrift angeschrieben hatten, kam kein Brief mit dem Vermerk einer unbekannten Adresse zurück - das Postfach wird also immer noch bedient."
Anrufe folgen bei Nichtzahlung
Die Abzocker begnügen sich übrigens nicht damit, ihre Briefe mehrmals nur an eine Adresse zu verschicken, wie im Fall des Rentners aus Minden. Der Verbraucherdienst hat festgestellt, dass auch Anrufe folgen, wenn die Angeschriebenen nicht reagieren.
Texte und Fotos von MT.de sind urheberrechtlich geschützt.
Weiterverwendung nur mit Genehmigung der Chefredaktion.