Minden (mt/mob). 60 Jahre ist die Landsmannschaft Ostpreußen jetzt in Minden aktiv. Interessantes aus dieser Zeit gab es bei der Jahreshauptversammlung zu hören.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges im Jahr 1945 hatten die Stadt Minden und der damalige Kreis Minden viele Flüchtlinge und Vertriebene aufgenommen. Sie waren aus Schlesien, Pommern, Ost- und Westpreußen, Danzig und dem Baltikum gekommen, doch alle lebten verstreut in den einzelnen Stadtteilen. 1949 entstand die Bundesrepublik, das Wirtschaftsleben kam langsam wieder in Schwung und der Wiederaufbau lief.
"Wir waren einigermaßen zufrieden", hieß es bei der Jahresversammlung im Rückblick. "Doch hörte man in der Straßenbahn oder in einem Geschäft Laute und Namen, die ausgesprochen heimatlich waren und typisch ostpreußische Klangfarbe hatten, war man oft geneigt, so einen Menschen anzusprechen und weiter ins Gespräch zu kommen. Man erfuhr so auch, wie die Familie in Minden gelandet war." Schließlich kam es 1949 erstmals zu regelmäßigen Treffen und gemütlichem Beisammensein.
Erst 1951/1952 erlaubten die alliierten Besatzungsmächte neue Vereinsgründungen in Minden. 1948 war in Bonn-Bad Godesberg bereits die "Repräsentation der Vertriebenen" gebildet worden. Nach und nach wurden die Landsmannschaften der Vertriebenen gegründet - dann auch in Minden. Mitglieder der Landsmannschaft Ostpreußen zahlten hier einen Vereinsbeitrag von monatlich 50 Pfennigen.
Es gab monatliche Zusammenkünfte, und die Mitgliederzahl wuchs zunehmend. Um auch die Jugendlichen anzusprechen, wurde eine Jugendgruppe gegründet. Diese traf sich wöchentlich zu Heimatabenden, zunächst in der Wohnung eines Mitglieds. Auch die Frauen wollten sich untereinander treffen, und so kam bald die Frauengruppe alle vier Wochen zu Heimatnachmittagen zusammen.
Matineen und Lesungen organisiert
Im Verlauf der Jahre trat die Landsmannschaft Ostpreußen in Minden auch mit ihren Veranstaltungen an die Öffentlichkeit. Mehrfach gab es Matineen mit Herbert Tennigkeit, dem ostpreußischen Rezitator und Schauspieler, dem Rosenau-Trio, und auch Agnes Miegel war mit Lesungen zu Gast. Es gab Diavorträge und Empfänge. "Viele, viele kamen - denn das Land, das nach dem Ersten Weltkrieg vom Deutschen Reich durch das Versailler Diktat abgetrennt worden war und Ostpreußen hieß, wollte man auch kennenlernen" so hieß es jetzt bei der Jahreshauptversammlung im Rückblick.
Die Mitgliederzahl ist im Laufe der Jahre geschrumpft. Doch immer noch treffen sich die Mitglieder seit nunmehr 25 Jahren in der Altentagesstätte am Johanneskirchhof zur "Schabberstunde" - zu der auch jederzeit Gäste gern gesehen sind.
Texte und Fotos von MT.de sind urheberrechtlich geschützt.
Weiterverwendung nur mit Genehmigung der Chefredaktion.