Minden (jr). Die meisten Menschen wünschen sich im Falle einer unheilbaren Erkrankung, ihren letzten Lebensabschnitt ohne Schmerzen und liebevoll begleitet, zu Hause verbringen zu können.

Für die praktische Umsetzung ist dazu die professionelle Unterstützung von Ärzten, Pflegediensten und Seelsorgern nötig. Auf die Frage, wo sie sterben wollten, antworteten bei einer aktuellen Studie des Deutschen Hospiz- und Palliativverbandes 66 Prozent mit "zu Hause", 18 Prozent nannten das Hospiz als Einrichtung mit Sterbebegleitung und drei Prozent das Krankenhaus. Der Gesetzgeber hat seit 2007 das Recht auf umfassende palliative Versorgung in häuslicher Umgebung festgeschrieben.
Hier setzt die Palliativmedizin ein, bei der die Lebensqualität des Kranken und seiner Angehörigen das Hauptziel ist. "Palliativ" bedeutet "ummanteln". Der sterbende Mensch braucht eine umfassende Fürsorge, die auf seine individuelle Lebenssituation zugeschnitten ist", so Dagmar Löffler, Netzwerkkoordinatorin des Palliativnetzwerks Minden-Lübbecke (PAN).
Die ambulante Palliativversorgung findet, im Gegensatz zur stationären Behandlung im Krankenhaus, in den eigenen vier Wänden statt. Dafür arbeiten verschiedene Berufsgruppen und Beratungseinrichtungen zusammen: Ärzte, Pflegedienste, ambulanter Hospizdienst, Seelsorger. Auch die Angehörigen werden einbezogen. "Für wirkungsvolle Schmerzlinderung und gute Behandlung quälender Symptome wie Angst, Übelkeit und Luftnot sowie für eine umfassende Begleitung des Patienten sind abgestimmtes Handeln und regelmäßiger Austausch unter uns versorgenden Akteuren nötig", betont Renate Brandt, Medizinerin des Palliativmedizinischen Konsiliardienstes im Kreis Minden-Lübbecke (PKD).
Wenn ein Haus- oder Facharzt einen Patienten mit unheilbarer und weit fortgeschrittener Erkrankung betreut, kann er ihm die Aufnahme in das Palliativprogramm vorschlagen. Nach schriftlicher Einwilligung durch den Patienten oder Angehörige wird der PKD informiert.
Ihm gehören zurzeit 15 niedergelassene Hausärzte an, die über eine Zusatzausbildung in Palliativmedizin verfügen. Sie stehen dem behandelnden Hausarzt beratend und auf Wunsch mitbehandelnd zur Seite. Die Rufbereitschaft ist rund um die Uhr an sieben Tagen in der Woche erreichbar.
Zu Beginn der Betreuung eines Patienten durch den PKD wird die Patientenkoordinatorin aktiv. Sie ist ausgebildete Palliativpflegekraft und beim PKD angestellt. Zeitnah nimmt sie Kontakt zu Patienten und Angehörigen auf und entwickelt mit ihnen die bestmögliche Begleitung. Sie stellt Kontakte zu den Pflegediensten und ambulanten Hospizkreisen her, organisiert Hilfsmittel wie Pflegebetten oder Weichlagerungsmatratzen und hilft bei der Klärung finanzieller und behördlicher Belange. "Der Abschied nehmende Mensch möchte seine Angelegenheiten gut geregelt wissen", so Patientenkoordinatorin Dorothea Dieker.
Der Hausarzt kann auch Palliativpflege verordnen. Ambulante Pflegedienste, die eine Anerkennung als Palliativpflegedienst haben, kümmern sich dann zusätzlich vor Ort um die Patienten. "Neben der medizinisch pflegerischen Betreuung brauchen Menschen am Lebensende oft ein Gegenüber, mit dem sie über ihre Not und ihre Ängste sprechen können. Hierfür braucht es Zeit, Anteilnahme, Mitgefühl, vertiefte Gespräche, Vorlesen oder auch einfach die Hand halten." berichtet Dagmar Löffler. Die ehrenamtlichen Mitarbeiter der ambulanten Hospizdienste bieten dafür ihre Zeit und Unterstützung an.
Diese Sterbebegleitung erfolgt nur auf Wunsch des Patienten, und die Häufigkeit der Besuche wird ganz persönlich abgesprochen. Auch die pflegenden Angehörigen können sich in dieser schweren Lebensphase begleiten lassen. Der Dienst ist kostenfrei.
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