Minden (mt/hwa). "Eine irrlichternde Odyssee zwischen Sprachen, Ländern, Tod und Leben" - mit seinem Text "Wir, Rotköpfe" hat der Mindener Autor Bülent Kacan den renommierten Hohenemser Literaturpreis gewonnen. "Handwerklich virtuos, poetisch und mehrschichtig" öffne Kacan nicht nur ein kulturelles Panoptikum, sondern beziehe auch eine politische Ebene ein, lobte die Jury. Es sei ein Text, der "dem Entsetzen über den Tod eines geliebten Menschen eine Sprache verleiht, wo sonst nur Sprachlosigkeit herrscht."
Der Hohenemser Literaturpreis wurde zum achten mal vergeben und richtete sich an deutschsprachige Autoren mit nichtdeutscher Erstsprache, wie es auf der Internetseite der Stadt Hohenems südlich von Bregenz heißt. Insgesamt sind demnach 200 Texte eingegangen, die Jury bestand aus der preisgekrönten Autorin Julya Rabinowich, dem Schweizer Literaturkritiker Stefan Gmünder und der Literaturwissenschaftlerin Veronika Schuchter. Der Preis sei dadurch einzigartig, dass die Texte anonym vorgelegt würden, wird der Hohenemser Bürgermeister Dieter Egger zitiert: "Auch in diesem Jahr konnte der Siegertext in literarisch überzeugender Weise das wichtige Ineinandergreifen verschiedener kultureller Traditionen thematisieren.“
Bülent Kacan ist für MT-Leser kein Unbekannter. Gut eineinhalb Jahre war der gebürtige Mindener von Anfang 2015 bis Mitte 2016 regelmäßiger Gastkolumnist und beschäftigte sich in seinen Texten mit einer neuen Perspektive mit Mindener aber auch bundesweiten Themen. Auch hier ging häufig um kulturelle Unterschiedlichkeiten in einer diverser werdenden Gesellschaft. Gegenüber der Hohenemser Jury beschreibt Kacan selbst seine Sicht auf das Schreiben in einem ersten Gedanken so: „Vom Schreiben leben hieße, den äußeren Tod permanent in Kauf zu nehmen, um fortwährend das Licht der Welt zu erblicken.“
Die Preisverleihung findet im Rahmen der Hohenemser Literatur vom 8. bis 17. Juni statt.
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