Porta Westfalica-Veltheim/ Petershagen-Lahde (mt). Tod aus dem Schlot? Im Greenpeace-Ranking gefährlicher Kohlekraftwerke liegt das Objekt in Petershagen-Lahde auf einem vorderen Platz; Veltheim findet sich im Mittelfeld. Weder der Betreiber Eon noch die emissionsschutzrechtlich zuständige Bezirksregierung messen der Erhebung eine allzu große Bedeutung bei.

"Etwa 3100 vorzeitige Todesfälle in Deutschland und Europa gehen jährlich auf das Konto deutscher Kohlekraftwerke": Das hatte Greenpeace am Mittwoch in einer Pressemitteilung erklärt. 67 der leistungsstärksten Anlagen wurden im Auftrag der Umweltorganisation vom Institut für Energiewirtschaft und Rationeller Energieanwendung (Uni Stuttgart) durch Auswertung von Datenmaterial überprüft. Dabei wurden die Emissionsmengen von Stoffen wie Schwefeldioxid, Stickoxid, Ruß, Staub und Feinstaub ins Verhältnis zu verkürzten Lebensjahren gesetzt.
"Bei Kohlekraftwerken kommt der Tod aus dem Schlot", sagt Gerald Neubauer, Energieexperte von Greenpeace. Und Schuld ist die SPD. "Die sozialdemokratisch geführten Bundesländer Nordrhein-Westfalen und Brandenburg sind die vehementesten Befürworter der Kohleverstromung." Dort befänden sich die dreckigsten Kraftwerke.

Der schlimmste Todesschlot steht laut Greenpeace-Ranking übrigens im brandenburgischen Jänschwalde (373 statistische Todesfälle). Auf Platz 67 liegt dagegen das Heizkraftwerk I in Hochfeld in NRW (4 Fälle). Mit Platz 17 liegt das Eon-Kraftwerk Heyden in Lahde weit vorne. Ihm sagt die Studie 40 Todesfälle im Jahr bei 432 verlorenen Lebensjahren und dem Verlust von 9120 Arbeitstagen nach. Das von Eon und den Bielefelder Stadtwerken betriebene Gemeinschaftskraftwerk Veltheim ist mit Platz 49 und 16 "Toten" vergleichsweise gut positioniert. Beide regionalen Betriebe verbrennen Steinkohle.
Ob durch die beiden Kohlekraftwerke tatsächlich Bürger im Kreis Minden-Lübbecke geschädigt wurden, ist für das Gesundheitsamt nicht feststellbar. Es sei nicht möglich, eine gemessene Feinstaubbelastung auf einzelne Verursacher zurückzuführen, teilt die Behörde auf MT-Anfrage mit. Bei Erkrankungen der Atemwege sei es ebenfalls schwierig, eine statistisch errechnete Zahl als Ursache auszumachen. Unabhängig von der Studie bleibe es aber wichtig, die Feinstaubbelastung zu reduzieren, um Risikofaktoren zu vermeiden.
Auf die Einhaltung des gesetzlichen Rahmens verweist dagegen Eon als Betreiber der Kraftwerke in Veltheim und Lahde. "Unsere Kohlekraftwerke halten selbstverständlich alle gesetzlich und behördlich vorgegebenen Grenzwerte für Emissionen vollumfänglich ein. Dadurch ist eine Gesundheitsgefährdung des Menschen ausgeschlossen", so Fabienne Twelemann, Pressesprecherin von Eon am Hauptsitz Düsseldorf.
Twelemann weist darauf hin, dass im Kraftwerk Heyden erst im vergangenen Jahr die Komponenten der Rauchgasreinigung optimiert worden seien. Im Gemeinschaftskraftwerk Veltheim sei schon aufgrund der Mitverbrennung von Klärwerkschlamm eine besonders starke Überwachung mit wöchentlichen Messungen Standard. "Da werden alle Grenzwerte eingehalten und sogar unterschritten."
Auch die Bezirksregierung Detmold befasst sich emissionsschutzrechtlich unter anderem mit den beiden Kohlekraftwerken. Aufgabe ihres Immissionsschutzdezernates ist es, Genehmigungen für entsprechende Anlagen zu erteilen und die Einhaltung von Bestimmungen zu überwachen.
Wie Anja Hegener, Pressesprecherin der Bezirksregierung, erklärt, würden die Anlagen regelmäßig überprüft und kontrolliert. "Die aktuelle Greenpeace-Studie werden wir jetzt auswerten." Für die gesetzlichen Grundlagen der Arbeit der Überwachungsbehörden und der Festlegung von Schadstoffgrenzwerten sei aber der Gesetzgeber zuständig.
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