
Minden (lkp). Prof. Sidney Mintz hat bei der Jahrestagung der American Anthropological Association (AAA) in San Francisco in der vergangenen Woche den Franz Boas Award 2012 erhalten. Mit dem Boas-Preis würdigen die amerikanischen Anthropologen seit 1976 alljährlich beispielhafte Verdienste für ihre Wissenschaftsdisziplin.
Sidney Mintz, der am 16. November seinen 90. Geburtstag feierte, war in den 1940er-Jahren Assistent der berühmten Boas-Schülerin Ruth Benedict (1887-1948) an der Columbia University in New York gewesen und war auch von einem weiteren Boas-Schüler, Alexander Lesser (1902-1982), beeinflusst. An der Columbia, an der Boas von 1896 bis 1937 gelehrt hatte, erwarb Mintz 1951 seinen Doktortitel und startete eine einzigartige Karriere an US-amerikanischen und ausländischen Hochschulen. Von 1951 bis 1974 war er erst Dozent, dann Professor an der Yale University in New Haven und begründete im Anschluss die anthropologische Abteilung an der Johns Hopkins University in Baltimore, wo er bis 1997 lehrte.
Gastprofessuren führten Sidney Mintz unter anderem an das Massachusetts Institute of Technology (MIT), nach Princeton, Paris, München, Hongkong, Berkeley und Harvard. Feldstudien unternahm er wiederholt in Puerto Rico, Jamaica, Haiti, im Iran und in Hongkong.
Die lange Liste seiner Veröffentlichungen weist Sidney Mintz als führenden Kenner von Geschichte und Anthropologie der Karibik aus. Sein 1985 erschienenes Buch "Sweetness and Power" ist in mindestens neun Sprachen übersetzt worden, darunter in Deutsch. "Die süße Macht", das in mehreren Auflagen erschien, beleuchtet des Machtgeflecht von Produktion und Konsum von Zucker und gilt als glanzvolles Beispiel dafür, wie Anthropologen historischen Wandel untersuchen sollten.
Der Franz Boas Award gilt als höchste Auszeichnung unter amerikanischen Anthropologen. Im vergangenen Jahr war er wie schon 2007, 2000 und 1981 nicht vergeben worden, was seinen hohen Stellenwert unterstreicht. Einzige damit verbundene materielle Anerkennung ist eine Medaille mit dem Porträt des in Minden geborenen Namensgebers Franz Boas (1858-1942).
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