Minden (mt). Die Menschen warten sehnsüchtig auf das Ende des Winters und den Einzug des Frühlings. Dass in diesem Jahr mehr Grün in der Innenstadt sprießt als früher, dafür will die Initiative "Essbare Stadt" sorgen. Als erste Kommune in Nordrhein-Westfalen könnte Minden eine ganz neue Genuss-Qualität bekommen.


Die Ideen der Initiative keimten den Winter über im Verborgenen (MT vom 12. Februar). Jetzt stoßen die Sprösslinge an die Oberfläche ans Licht der Öffentlichkeit, kürzlich gab es ein Vorbereitungstreffen in der Offenen Kirche in St. Simeonis. Nun stehen die Mitglieder und Unterstützer in den Startlöchern - oder besser: an den Setzkisten. In einigen Privatwohnungen stehen inzwischen Kisten, in denen Setzlinge herangezogen werden, um sie in wenigen Wochen im Innenstadtbereich zu pflanzen.
Der Gartenplaner Burkhard Kayser, der selbst in Minden wohnt, aber schon in mehreren deutschen Städten Gemüsegärten für Hotels und private Initiativen angelegt hat, stellte die Idee des "Urban Gardening", die in ihren ersten Anfängen aus New York stammt, vor. Auch die Mindener Innenstadt bietet nach Meinung Kaysers wenig genutzte Fläche, um mithilfe transportabler Pflanzkästen mobile Beete anzulegen und bei Bedarf an die Seite zu bugsieren. Seine Fotomontagen zeigen, dass auf diese Art schnell und unkompliziert auch auf dem Scharn oder auf der Martinitreppe ein wenig Farbe ins Grau der Fußgängerzone gebracht werden könnte.
Eine Genuss-Komponente gibt es obendrein. "Das Obst und Gemüse steht zum kostenfreien Ernten der Allgemeinheit zur Verfügung", sagte Kayser, der auch mit dem Interkulturellen Garten kooperiert.
Die Pflege der Pflanzkästen soll zunächst durch die Initiativenmitglieder erfolgen. Der Grundgedanke ist aber, dass sich später jeder Bürger am Wässern und Jäten der Pflanzen beteiligen kann. So soll die für alle Mindener offene Initiative auf eine breitete Basis gestellt und die Identifizierung mit dem Projekt, das in einigen kleineren Städten außerhalb Nordrhein-Westfalens schon mit Erfolg läuft, gefördert werden.
Der stellvertretende Bürgermeister Egon Stellbrink (CDU) berichtete bei dem Informationstreffen, dass die Stadt und die Städtischen Betriebe bislang schon Patenschaften für Grünflächen - allerdings hauptsächlich Zierpflanzen, Blumenbeete und Baumscheiben - förderten. Er begrüßte den Ansatz der "Essbaren Stadt": "Die Stadt spart mit dieser pfiffigen Idee bares Geld: Sie pflanzt auf öffentlichen Flächen Gemüse, Obst und Kräuter - was billiger ist, als das ewige Grün aus Kirschlorbeer oder Eiben zu unterhalten."
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