Zukunft nicht verpassen Die Bezirkskonferenz Naturschutz OWL spricht sich vehement gegen eine 100 Kilometer lange ICE-Neubaustrecke zwischen Bielefeld und Hannover aus. Es bestehe die Gefahr, dass gewachsene räumliche und menschliche Beziehungen gekappt, Landschaften und Siedlungen verlärmen, Wasserversorgung gefährdet und Nutzflächen versiegelt würden. Ein Ausbau der Bestandstrasse um zwei weitere Gleise hat vergleichbare Auswirkungen auf die Umwelt, hier insbesondere im Kontext von Landschaft und Natur, wie ein Neubau. Brücken-, Wohn- und Funktionshäuser müssen zum Beispiel abgerissen, neu errichtet und Äcker und Wiesen versiegelt werden. Ich war an Gewerken des 56 Kilometer langen Gotthard-Basistunnels indirekt beteiligt, ein Tunnel-Jahrhundertbauwerk. Es wird nicht viele europäische Verkehrspolitiker geben, die den Sinn dieser Alpen-Transversale anzweifeln. Nur Deutschland hinkt beim weiteren Ausbau nach Norden um zehn Jahre hinterher. Was bei dem Bericht, wie auch bei anderen vergleichbaren, unterschlagen wird, ist der Hinweis auf die politischen Strippenzieher der Proteste. Protest hat Macher. In Berlin wird die Mobilitäts- und Verkehrswende propagiert und beschworen und in Minden wird an bestehenden Verhältnissen aus Lokalpatriotismus und Eigennutz eisern festgehalten und das Ganze aus den Augen verloren. Was die schlimmen Vermutungen und Prophezeiungen der Landschaftszerstörung gegen alles und jenes angeht, verweise ich auf die damalige Weltuntergangs-Kritik am Bau der ersten kommerziellen Eisenbahnverbindung zwischen Nürnberg und Fürth, in den Jahren 1830 bis 1835, der Ludwigseisenbahn. Nachzulesen im DB Eisenbahnmuseum in Nürnberg. Was fehlte, war am Ende die Lokomotive, die hatten Vater und Sohn Stephenson (George Stephenson entwickelte mit Sohn Robert Stephenson die ersten verwendbaren Lokomotiven; Anm. d. Red.) Jahre zuvor bereits zwischen Stockton und Darlington in Großbritannien im Betrieb. Die erste deutsche Eisenbahn war also ein Import aus England. Ich hoffe nicht, dass wir wieder Anleihen im Ausland machen müssen, um die Zukunft nicht zu verpassen und um die ständigen Bedenkenträger von der Sinnhaftigkeit des mobilen Fortschritts zu überzeugen. Hans Ulrich Gräf, Minden

Zukunft nicht verpassen

Die Bezirkskonferenz Naturschutz OWL spricht sich vehement gegen eine 100 Kilometer lange ICE-Neubaustrecke zwischen Bielefeld und Hannover aus. Es bestehe die Gefahr, dass gewachsene räumliche und menschliche Beziehungen gekappt, Landschaften und Siedlungen verlärmen, Wasserversorgung gefährdet und Nutzflächen versiegelt würden.

Ein Ausbau der Bestandstrasse um zwei weitere Gleise hat vergleichbare Auswirkungen auf die Umwelt, hier insbesondere im Kontext von Landschaft und Natur, wie ein Neubau. Brücken-, Wohn- und Funktionshäuser müssen zum Beispiel abgerissen, neu errichtet und Äcker und Wiesen versiegelt werden.

Ich war an Gewerken des 56 Kilometer langen Gotthard-Basistunnels indirekt beteiligt, ein Tunnel-Jahrhundertbauwerk. Es wird nicht viele europäische Verkehrspolitiker geben, die den Sinn dieser Alpen-Transversale anzweifeln. Nur Deutschland hinkt beim weiteren Ausbau nach Norden um zehn Jahre hinterher. Was bei dem Bericht, wie auch bei anderen vergleichbaren, unterschlagen wird, ist der Hinweis auf die politischen Strippenzieher der Proteste. Protest hat Macher. In Berlin wird die Mobilitäts- und Verkehrswende propagiert und beschworen und in Minden wird an bestehenden Verhältnissen aus Lokalpatriotismus und Eigennutz eisern festgehalten und das Ganze aus den Augen verloren.

Was die schlimmen Vermutungen und Prophezeiungen der Landschaftszerstörung gegen alles und jenes angeht, verweise ich auf die damalige Weltuntergangs-Kritik am Bau der ersten kommerziellen Eisenbahnverbindung zwischen Nürnberg und Fürth, in den Jahren 1830 bis 1835, der Ludwigseisenbahn. Nachzulesen im DB Eisenbahnmuseum in Nürnberg. Was fehlte, war am Ende die Lokomotive, die hatten Vater und Sohn Stephenson (George Stephenson entwickelte mit Sohn Robert Stephenson die ersten verwendbaren Lokomotiven; Anm. d. Red.) Jahre zuvor bereits zwischen Stockton und Darlington in Großbritannien im Betrieb. Die erste deutsche Eisenbahn war also ein Import aus England.

Ich hoffe nicht, dass wir wieder Anleihen im Ausland machen müssen, um die Zukunft nicht zu verpassen und um die ständigen Bedenkenträger von der Sinnhaftigkeit des mobilen Fortschritts zu überzeugen.

Hans Ulrich Gräf, Minden

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