
Von 2004 bis 2014 war Stephan Böhme
bereits für zwei Amtszeiten Bürgermeister
8 | Interview
der Stadt Porta Westfalica.
Nach dem Rücktritt von Dr. Sonja Gerlach
will er sich noch einmal zur Wahl
stellen und die Stadt nach turbulenten
Monaten wieder in ruhigere Fahrwasser
bringen. Diesmal tritt er jedoch nicht für
die SPD zur Wahl an, sondern ausdrücklich
als freier Kandidat. Im Gespräch
erläutert Stephan Böhme seine Motive
und wie er das Amt ausführen will.
Herr Böhme, Porta Westfalica braucht
einen neuen Bürgermeister und Sie wollen
sich dieser Herausforderung noch
einmal stellen. Warum?
Ich kandidiere noch einmal für das Amt
des Bürgermeisters der Stadt Porta
Westfalica aus einer gefühlten Verantwortung
heraus – gegenüber der Stadt
und gegenüber den Bürgerinnen und
Bürgern. Wir sind in einer außergewöhnlichen
Situation, die es bis dato so
noch nicht gegeben hat.
War es eine spontane Idee, ein Prozess
oder gab es eine bestimmte Situation,
die zu dieser Entscheidung geführt hat?
Es ist ein Prozess gewesen. Ich habe immer
aufmerksam verfolgt, was in Porta
Westfalica politisch geschieht. Mir war
klar, dass nach der gescheiterten Haushaltsabstimmung
vor Weihnachten so
etwas in der Luft lag. Am 25. Januar ist
die bisherige Amtsinhaberin zurückgetreten.
Da habe ich mir schon überlegt:
„Na, kommt da eventuell etwas auf dich
zu?“ Zunächst wurde nach einem überparteilichen
Kandidaten gesucht. Dieser
Findungsprozess ist nicht zu Ende
gekommen – aus Gründen, die ich nicht
kommentieren will. Das war das Signal
für mich zu sagen, dass ich bereit sei,
mich noch einmal von den Bürgerinnen
und Bürgern in die Verantwortung nehmen
zu lassen. Allerdings als Einzelbewerber.
Das ist mir wichtig, denn Wahlkampf
war 2020. Insofern stehe ich nicht
für einen Lagerwahlkampf. Mir geht es
darum, die begonnene Stimmperiode für
die restlichen rund dreieinhalb Jahre mit
ruhiger Hand, also unaufgeregt, zu Ende
zu bringen und die unterschiedlichen politischen
Kräfte im Sinne einer lösungsorientierten
Sachpolitik zusammenzuführen.
Ich möchte auch ausschließlich den
Bürgerinnen und Bürgern gegenüber
in der Verantwortung stehen und nicht
etwa einer Partei oder Fraktion.
Bürgermeister zu sein ist ja keine Kleinigkeit.
Sie genießen bereits einige Jahre
Ihren Ruhestand mit Ihrer Frau. War
sie auch gleich begeistert von der Idee?
Als die ersten Gedanken über eine mögliche
Kandidatur hier aufkeimten, hat sie
gesagt: „Wenn du das machen möchtest,
dann tu es. Ich unterstütze dich.“ Dafür
bin ich ihr sehr dankbar.
Die zurückgetretene Bürgermeisterin
Frau Dr. Gerlach hatte einerseits Probleme
mit der Politik, andererseits sagt
man, dass es innerhalb der Verwaltung
auch nicht unproblematisch war. Was
halten Sie für das größere Problem? Das
Schiff „Verwaltung“ wieder auf Kurs zu
bringen oder im Rat mit wechselnden
Mehrheiten agieren zu müssen?
Ich denke, die Verwaltung ist „auf Kurs
geblieben“ und wechselnde Mehrheiten
in einem Rat sollten auch keine unlösbare
Aufgabe sein. Ich sehe es so:
Das Schiff „Verwaltung“ – wenn man es
so bezeichnen will – ist eine Institution,
in der Menschen miteinander agieren.
Sie alle bringen ihre fachlichen Kompetenzen
und ihre ganze Persönlichkeit mit
ein. Ich kenne viele von ihnen. Es gibt
zwar etliche neue Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter, aber diejenigen, die im aktuellen
Verwaltungsvorstand agieren, sind
mir alle bekannt und vertraut. Ich habe
damals die Erfahrung gemacht – uns so
würde ich es auch wieder halten – dass
wir bei auftauchenden Problemen miteinander
reden und intern diskutieren.
Nicht übereinander. Und wir haben viele
Dinge mit einer sehr großen Unterstützung
der Mitarbeiterschaft gelöst. Ohne
deren Expertise wäre Vieles nicht gegangen.
Das Gold steckt in den Köpfen. Man
muss es nur heben. Die vertrauensvolle
Zusammenarbeit ist dafür unerlässlich,
geradezu konstitutiv. Ohne wechselseitiges
Vertrauen kann eine Verwaltung
nicht funktionieren.
Der Rat ist der ehrenamtliche Teil der
Verwaltung. Die Mitglieder des Rates
wollen ganz unabhängig von ihrer politischen
Orientierung für ihre Stadt etwas
schaffen und leisten. Sie wollen ihre
Stadt voranbringen und setzen sich für
diverse Projekte ein. Wichtig ist, dass
alle Akteure in gleicher Weise, in gleichem
Umfang und auf Augenhöhe informiert
werden. Nur so können Sie sich ein
„VERTRAUENSVOLLE ZUSAMMENARBEIT
IST UNERLÄSSLICH.“
Interview mit dem Bürgermeisterkandidaten Stephan Böhme